Bekenntnis zum kleinen Bruder

Der kleine Bruder, oder auch, die kleine Schwester ist die Person, auf die man ein Auge hat, damit ihr nichts schlechtes passiert oder damit sie keinen groben Unfug veranstaltet.

Der Unterschied zum grossen Bruder aka „Big Brother“ ist folgender.

Ich übernehme eine gewisse Verantwortung, ohne mich in seine Intimsphäre einzumischen. Weder kontrolliere ich ihn, denn ich möchte ja, dass er selbst einmal die Verantwortung für sich selbst übernimmt, noch werfe ich fortwährend Werbesendungen in sein Zimmer, noch versuche ich ihn für mein eigenes Weiterkommen zu benutzen. Ebenfalls werde ich die besagte Verantwortung nicht als Freifahrtschein benutzen, um ihn nach Belieben da hinzuführen, wo ich ihn haben will. Damit ist ein Machtverhältnis angesprochen.

Dieses Verhältnis, so vorhanden, ist auszugleichen. Dafür wird über kurz oder lang der kleine Bruder selbst sorgen müssen. Das ist die erste Verantwortung, die er in seinem ureigensten Interesse übernehmen muss. Er bekundet damit seinen Willen zum erwachsen werden. Der erste wichtige Schritt zu Emanzipation und Integrität.

Wie muss die «digitale Revolution» aussehen? Mehr KI? Noch mehr Bequemlichkeiten, die auf Dauer unbequem werden können? Noch mehr des angeblichen Nutzens und Effizienz, um einen 24-Stunden-Tag auf virtuelle 30 Stunden zu komprimieren? Gibt es Alternativen?

Gewendet. Wie wird der kleine Bruder auf gar keinen Fall erwachsen? Wer hat ein Interesse daran und warum?

Ich denke, die Verantwortung für die weitere Entwicklung wird zu einem grossen Teil bei denen sein, die diesbezüglich erwachsen werden wollen. Die eine Kultur besagt, noch mehr, noch schneller und effizienter. Die andere wird sich, in ihrem eigenen Interesse, besinnen müssen, um der schleichenden Selbstentfremdung zu entgehen.

«Quo vadis»

(Picture by AI)

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